Gestern habe ich zum ersten mal den Kölner Kreativsommer besucht. Letztes Jahr hat es nicht geklappt, da ich zu spät davon erfahren habe. Der Kölner Kreativsommer fand rund um das Rheinenergiestation in Köln statt. Also habe ich mich Zug und Straßenbahn von Bonn aus auf den Weg gemacht. Eine Stunde und zwanzig Minuten und 7,10 Euro später treffe ich an der Straßenbahnhaltestelle ein. Ich finde dort aber keinerlei Wegweiser, in welche Richtung denn nun das Stadion sein soll oder der Kölner Kreativsommer. Ich bin also erstmal der Masse nachgelaufen. Die meisten Leute sind alle in eine Richtung losmarschiert. Kann also nicht falsch sein. Da muss irgendwas sein. Und tatsächlich, das war der richtige Weg. Zumindest das Stadion habe ich gefunden. Leider fehlt nach wie vor jeglicher Hinweis darauf, wo dieser Kreativsommer genau sein soll. Auf den Rasenflächen vorm Stadion fand wohl ein Fußballturnier statt. Daher wohl die Menschenmasse. Aber wo ist jetzt der Kreativsommer? Ich guck mich um und finde keinerlei Hinweis. Nur ein Wegweiser zum Stadion. Gut, guck ich da mal.
Ein Schild mit der Aufschrift „Entrance“ (ich grübel immer noch, warum man in Deutschland keine deutschen Schilder benutzt) führt mich dann tatsächlich zur Stadionkasse. Ah, da kann ich auch schon was erkennen, was zum Kreativsommer gehören könnte, ein Stoffstand. Aber erstmal anstellen an der Kasse. Kostenpunkt 5,50 Euro für Erwachsene ohne Ermäßigung. Ermäßigung gibt es nur, wenn man irgendwoher eine Adresskarte bekommen und ausgefüllt hat. Würde mich nicht wundern, wenn einem dann später reichlich Spam per Post, eMail und Telefon erreicht. Dafür spart man dann genau einen Euro beim Eintritt. Kinder kosten 3 Euro oder ermäßigt 2 Euro.
Ok, Eintrittskarte in Form einer Wertmarke gekauft. Die Dinger kenn ich von Stadt- und Dorffesten aus meiner Heimat. Da gibt es auch solche Essensbons oder Getränkebons, die man dann gegen ein Getränk, ein Stück Kuchen oder eine Bratwurst eintauschen kann. Hier wurden sie als Eintrittkarte gebraucht. Sehr ungewöhnlich… So, aber wo geht es jetzt rein? Die „normalen“ Eingangsschranken sind vergittert. Mal gucken, was die anderen machen. Ah, die schleichen durch einen unscheinbaren Nebeneingang. Ich hätte es für einen Notausgang gehalten. Aber immerhin gibt es sogar einen Türsteher, der die Wertmarke entwertet.
Ok, endlich drin, dann mal los. Kamera auspacken und Ideen sammeln und Geld ausgeben.
Nach den ersten 10 Ständen beschleicht mich das Gefühl, dass sich die weite Fahrt und der hohe Eintrittspreis nicht gelohnt haben. Ein Verkaufsstand am anderen. Zwar eine recht große Auswahl an Perlen und Bastelzeug und auch einige Stoffstände sind dabei, aber das, was ich mir unter dem Titel Kreativsommer vorgestellt habe, ist es nicht. Ich habe bis dahin keinen einzigen Workshop gefunden oder eine Vorführung zu einer Technik. Aber gut, vielleicht ist das hier einfach nur die Verkaufspassage. Gehen wir erstmal komplett rum.
Ich habe nicht mehr Bilder gemacht, denn das waren auch schon die echten Highlights für mich. Wer gerne Schmuck bastelt, der ist mit den ganzen Perlenständen sicher auf seine Kosten gekommen. Alles andere blieb deutlich auf der Strecke. Auch Workshops habe ich vermist. Es gab einen zum Thema Glasmalerei und einen für Kinder zum bemalen von T-Shirts. Mehr ist mir zumindest nicht aufgefallen. Ein wenig dürftig dafür, dass groß damit geworben wird. Auch die Dekoration der Stände war „mickrig“. Die wenigsten waren überhaupt dekoriert. Die Stoffstände, die Deko hatten, haben dazu sehr einfache, in meinen Augen nichtssagende Quilts genommen. Einfache Stoffe, einfaches Muster, schlecht verarbeitet. Die sahen richtig billig aus. Ideen konnte man sich hier also auch keine holen. Kreativ ist anders.
Die mit Abstand schönste Deko hatte meiner Meinung nach der Crepes- und Waffelstand. Der hatte diese Quilts als Deko an die Wand geheftet:
Ich weis nicht, ob man das auf dem Bild lesen kann. Aber diese Quiltdecken sollten für 45 Euro verkauft werden. Der kleine rechts sogar für weniger. Dabei hat die Decke eine Größe von 2,50mx2,00m laut Schild. Kein Wunder, wenn mich die Leute immer schief angucken, wenn ich was von 150-200 Euro veranschlage nur für Material. Hier werden Quilts regelrecht verramscht und das nichtmal für einen guten Zweck. Dann könnte ich das noch verstehen. Die Waffel, die ich mir an dem Stand gekauft habe, war zwar preislich mit 2,50 Euro ok, geschmacklich aber eine Katastrophe. Hätte ich keinen Hunger gehabt, hätte ich sie nicht gegessen. Total fettig und überhaupt kein typischer Waffelgeschmack.
Trotz allem habe ich natürlich auch was gekauft. Mußte ich ja, sonst wäre das total umsonst gewesen:
Die Stoffe der oberen beiden Reihen sind jeweils Zuschnitte von nem halben Meter. Bei einem Preis von 5 bzw. 6 Euro ein echtes Schnäppchen. Die unteren Stoffe sind normale Fatquarter zu normalen Preisen. Und bis auf den hübsch bunten Stoffe in der mittleren Reihe ganz rechts, wandert alles zu meiner Blausammlung. Ich hab da ja schon ein Muster im Kopf, für das ich viele blau und lila brauch.
Mein Fazit: Ich werde nächstes Jahr definitiv nicht mehr zum Kölner Kreativsommer gehen. Der Spaß hat mich jetzt knapp 20 Euro mit Fahrtkosten gekostet. Alleine schon der Eintrittspreis von 5,50 Euro ist eigentlich eine Unverschämtheit, da es fast eine reine Verkaufsaustellung ist. Ich war vor vielen Jahren mal auf einer Kreativ- und Hobbymesse in Pirmasens. Das war eine kleine Halle, in der die Hälfte mit Eisenbahn und Spielwaren belegt war. Und dort gab es mehr Workshops, mehr zu gucken und wesentlich mehr Ideen. Auch dort hat es Eintritt gekostet (den Preis weis ich leider nicht mehr), aber der hat sich definitiv gelohnt, da es kaum einen Stand gab, wo man nicht mitmachen oder zumindest zugucken konnte. Reichlich neue Ideen gab es dort, mehr als man mitnehmen konnte. So ähnlich habe ich mit den Kölner Kreativsommer auch vorgestellt. Leider wurde ich sehr schwer enttäuscht. Wie gesagt, wer gerne Schmuck bastelt, kam bei den ganzen Perlenangeboten voll auf seine Kosten. Alle anderen Hobbies blieben auf der Strecke. Es ist nicht so, dass es nicht reichlich Stoffstände gegeben hätte, nur dafür brauch ich nicht zum Kölner Kreativsommer zu fahren. Die gibt es auch immer auf dem Tuch & Stoffmarkt, den es auch zweimal im Jahr in Bonn-Bad Godesberg gibt. Und da kostet es keinen Eintritt und ich kann bei schönem Wetter sogar zu Fuß hin. Und an Wolle gab es auch nur ein wenig normale Sockenwolle und ganz neues modernes Schalgarn. Das sieht zwar witzig aus, ist aber so überhaupt nicht mein Fall. Ich mag Schals nur im Winter zum wärmen. Und dafür ist dieses dünne Garn nicht geeignet. Das war es auch schon, was ich zum Thema Stricken gefunden habe. Noch dürftiger als Patchwork also.